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Architektur im westlichen Himalaya

Die Periode ab dem 10. Jh.n.Chr. spielt für die Architektur im westlichen Himalaya eine bedeutende Rolle. Nach dem Zusammenbruch des alten tibetischen Reichs kam es während dieser Zeit zu zahlreichen Klostergründungen, die den Weiterbestand und die Verbreitung des tibetischen Buddhismus sicherten. Die bereits 996 n.Chr. gegründete Tempelanlagen von Tholing im heutigen Westtibet und Tabo in Spiti zählen zu den frühesten religiösen Zentren dieser Gegend zugeschrieben. Während Tholing zur Zeit der Kulturrevolution von der Roten Armee nahezu zerstört wurde, blieb in Tabo, wo die Klostertradition seit der Gründung ohne Unterbrechung weitergeführt wird, noch die ursprüngliche Dekoration und das originale ikonographische Programm erhalten.

Einzigartige Architektur buddhistischer Klosteranlagen

Das Architekturkonzept der frühen Tempelanlagen ist einzigartig im westlichen Himalaya. Die Klosteranlagen (chos-'khor) von Tabo und Alchi (Ladakh) wurden auf einem ebenen, offenen Areal errichtet. Der Tempelbezirk wird von einer hohen Mauer (lcags-ri) umzäunt, was als symbolische Trennung des sakralen Territoriums von der profanen Außenwelt gedeutet und mit den Außengrenzen eines Mandalas (mandala), eines kosmologischen Diagramms, verglichen werden kann. Die Tempel dieser frühen Periode sind in der lokalen westhimalayischen Tradition mit einem Steinfundament, Lehmwänden und einem Holz oder Lehmdach konstruiert.

Der Klosterkomplex beinhaltet funktionale Gebäude wie die Versammlungshalle ('du-khang), das Sanktum (dri-gtsang-khang) und die Kapelle der Schutzgottheiten (mgon-khang), die nicht von Frauen betreten werden darf. Ebenso finden sich wichtige Monumente mit einer vorwiegend symbolischen Bedeutung, wie dem Chörten (mchod-rten), in Indien auch Stupa genannt. Dieser dient dem Gläubigen als heilige Reliquie und als Objekt der ehrfürchtigen Verehrung.

In späteren Jahrhunderten wurden Klöster bevorzugt auf Bergkuppen wie in Kyi (Spiti), Hemis oder Chemre (Ladakh) errichtet.

Schreine für Lokalgottheiten und hinduistische Tempel

Neben den buddhistischen Klosteranlagen findet man aber in vielen Dörfern in Himachal Pradesh (v.a. in Kinnaur und Spiti-Lahaul) auch Schreine, die als Wohnsitz und Verehrungsstätte einer Lokalgottheit (devta) errichtet wurden, sowie zahlreiche hinduistische Tempel. Das bevorzugte Baumaterial dieser Monumente ist meist Holz, vor allem widerstandsfähiges und langlebiges Zedernholz (deodar). Die hölzernen Schreine im Pagodentypus oder mit Pultdach weisen meist reichen geschnitzten Dekor oder bunte Bemalung auf. Viele sakrale wie auch säkulare Gebäude in Kinnaur und Lahaul weisen auch eine simple Baustruktur mit quadratischem oder rechteckigem Grundriss und einfachen Steinmauern mit zwischengelagerten Holzbalken auf.

Das Areal um den Tempel ist nicht nur das Zentrum der religiösen, sondern auch der sozialen, kulturellen und ökonomischen Aktivitäten der einheimischen Bevölkerung.

http://bks.tu-graz.ac.at/~neuwirth/neuweb/forschung/fwfaktuelles1.html